Einen wunderschönen Guten Morgen, ihr Lieben!
Heute habe ich euch in Videoform fünf (eigentlich sechs :D) Tipps zusammengestellt, die euch helfen, eure Colorationen mit Aquarellstiften zu verbessern.
Tipp #1: Aquarellpapier
Bei Aquarellstiften auch Aquarellpapier zu benutzen klingt in diesem Zusammenhang vielleicht erst mal logisch, ist aber gar nicht so selbstverständlich wie man meinen könnte. Probiert ihr die Stifte auf "normalen" (anderen) Papier aus, ist das Endergebnis doch recht unbrauchbar. Erst auf richtigen Aquarellpapier können die Aquarellstifte ihre wahre Pracht entfalten und sich ordentlich verblenden lassen.
Tipp #2: Küchenrolle / Tuch zum Abtupfen
Viele, die sich noch nicht näher mit Aquarell-Malerei beschäftigt haben, denken daran vielleicht nicht, aber ein Stück Küchenrolle an eurer Seite kann hier euer Leben verändern. Insbesondere wenn ihr mit einem Wassertankpinsel arbeitet, könnt ihr es nicht immer vermeiden, dass einfach zu viel Wasser oder zu viel Farbe auf dem Pinsel ist. Wenn ihr euch ein Tuch oder ein Stück Küchenrolle zur Seite legt, könnt ihr daran euren Pinsel zwischendurch abtupfen und die Menge an Wasser bzw. Farbe ideal kontrollieren.
Dieser Effekt kann auch umgekehrt funktionieren: Solltet ihr zu viel Farbe auf euer Projekt aufgetragen haben, könnt ihr die überflüssige Farbe mit dem feuchten Pinsel aufnehmen und an der Küchenrolle abstreifen. Auf diese Art lassen sich auch sehr schnell und einfach Fehler ausbessern: Einfach die gewünschte Stelle mit genügend Wasser befeuchten und vorsichtig mit dem Tuch abtupfen. Sehr dunkle Farben lassen sich zwar nicht mehr rückstandslos entfernen, für kleinere Korrekturen ist dieser Trick jedoch Gold wert. Und auch zum Aufhellen von Flächen kann diese Technik prima angewendet werden!
Tipp #3: Farbe in Farbe verblenden
Ein Fehler, den ich leider bei vielen sehe, die ihre Stempelabdrücke mit Aquarellstiften kolorieren, ist, dass sie die Farben nur mit Wasser verblenden. Das mag zwar eine sehr einfache und (mehr oder weniger) narrensichere Möglichkeit zu Kolorieren sein, aber ihr verschenkt damit tatsächlich unglaublich viel Farbdynamik-Potential.
Versucht hier einfach mal außerhalb der Box zu denken und verschiedene Farben zu vermischen. Oft befinden sich in Licht und Schatten diverse Untertöne, die eine Verblendung mit reinem Wasser (= schlichtes Aufhellen des aktuellen Farbtons) nicht wiederspiegeln kann.
Ein gutes Beispiel dafür könnt ihr euch an meiner Koloration aus dem Video dazu ansehen: Der Hut ist eigentlich schwarz / dunkelgrau. Dennoch habe ich bei der "besseren" Version als Licht-Farbe einen Hellblau-Ton eingearbeitet. Ich hoffe ihr stimmt mir hier zu, wenn ich behaupte, dass ich dadurch ein wesentlich natürlicheres und dynamischeres Ergebnis erzielen kann.
Versteht mich aber bitte nicht falsch: Manchmal möchte man auch diesen "ausgewaschenen" Aquarell-Look haben. Dann macht reines Verblenden mit Wasser natürlich Sinn!
Tipp #4: Indirekter Farbauftrag
Mein vierter Tipp bezieht sich darauf, wie ihr sanfte, helle Farben möglichst streifenfrei und einfach auftragen könnt: Sucht euch eine glatte (wasserabweisende) Oberfläche - das kann zum Beispiel ein Stück Plastikfolie oder ein Acrylblock sein - und nutzt das, um eure Farbe indirekt auf euer Projekt aufzutragen.
Insbesondere für sanfte Hintergründe halte ich das für eine grundlegende Technik, die jeder Aquarellstifte-Künstler im Hinterkopf behalten sollte. Zum Glück sind insbesondere die Zig Aquarellstifte (die ich im Video verwendet habe) sehr benutzerfreundlich, sodass eigentlich kaum Streifen entstehen. Trotzdem sieht man, finde ich, den Unterschied im Video beim hellblauen Himmel zu direktem und indirektem Farbauftrag sehr deutlich!
Tipp #5: Mehrere Schichten & Harte Kanten
Dieser Tipp ist vielleicht eher für die Fortgeschrittenen unter euch, aber lasst euch auch als Anfänger nicht davon entmutigen und probiert es einfach mal aus, eure Koloration nach einer Farbschicht nicht zu beenden, sondern Weitere hinzuzufügen.
Denkt auf jeden Fall dran, die vorige Farbschicht komplett durchtrocknen zu lassen, bevor ihr weitere Schichten hinzufügt. Ein Heißluftfön kann diesen Schritt beschleunigen. Am schönsten sehen Aquarell-Kolorationen aber tatsächlich aus, wenn man sie auf natürlichem Weg luft-trocknen lässt. Erst auf einer trocknen Schicht könnt ihr harte Kanten erzeugen. Diese harten Kanten tragen einen maßgeblichen Teil dazu bei, dass euer Objekt realistischer erscheint: Denn harte Kanten (zum Beispiel insbesondere beim Faltenwurf von Kleidung) sind immer vorhanden!
Wie schon erwähnt braucht es für diesen Schritt allerdings ein wenig Übung, das richtige Auge dafür zu bekommen. Ich selbst tue mir zum Beispiel bei Kleidung immer noch schwer, die "richtigen" Kanten zu setzen. Aber das ist kein Grund sich entmutigen zu lassen: Die Übung macht den Meister! :)
Mit zusätzlichen Schichten könnt ihr außerdem auch Schatten intensiver ausbauen. Ein hoher Kontrast, d.h. möglichst dunkle Schattenbereiche, sehen fast immer besser aus und machen im Endergebnis einen riesen Unterschied! Traut euch hier also auch an dunklere Farben! Nach meiner Erfahrung gilt für "Anfänger" die Faustregel: Sucht euch die dunkelste Schattenfarbe, an die ihr euch rantraut, und benutzt dann die noch mal ein bis zwei Nuancen dunklere Farbe, dann passt es ;-)
Auch Lichter lassen sich durch weitere Schichten noch mal mit einem anderen Unterton versehen. Zum Beispiel bei dem vorhin angesprochenen Piraten-Hut könnte auch erst in der zweiten Schicht der hellblaue Unterton hinzugefügt werden (weil man zum Beispiel erst jetzt daran denkt).
Tipp #6: Tageslicht / Kaltes Licht
Das Licht, in dem wir beim Malen sitzen, ist tatsächlich maßgeblich daran beteiligt, wie wir Farben wahrnehmen. Die meisten "normalen" Lampen im Haushalt strahlen ein eher gelbliches Licht ab. Das wirkt zwar kuschelig und gemütlich, ist aber für die Beurteilung von Farben (je nachdem wie gelb das Licht ist) sehr störend. Versucht mal bei richtig gelbem Licht ein Bild auszumalen und seht euch das Ergebnis dann im Tageslicht an. Wenn ihr nicht gerade die benutzen Farben "auswendig" (aus voriger Erfahrung) kennt, wird das Ergebnis garantiert seltsam aussehen.
Daher: Nutzt indirektes Tageslicht (kein direktes Sonnenlicht) oder Tageslicht-ähnliche Lichter. Tageslichtlampen haben einen eher kühleren (bläulichen) Farbton und wirken im ersten Moment meist ungewohnt. Trotzdem könnt ihr damit tatsächlich die Farben am besten beurteilen und die bestmöglichste Entscheidung treffen, wenn es um die Verwendung und Kombination von Farben geht.
Tipp #7: Angrenzende Flächen nicht sofort kolorieren
Da Aquarellfarbe sehr schnell mit Wasser reagiert, solltet ihr benachbarte Flächen nicht direkt hintereinander kolorieren. Erst wenn die Fläche vollkommen getrocknet ist, könnt ihr mehr oder weniger sicher sein, dass die Farbe der Nachbarfläche nicht ungewollt in den neuen Bereich "durchblutet". Wenn ihr wirklich hundertprozentig sicher gehen wollt solltet ihr sogar einen winzigen Abstand (am besten dort, wo die schwarze Liner-Farbe liegt) lassen, den ihr gar nicht ausmalt.
Tipp #8: Wasserfeste Liner / Stempelkissen
Nachdem wir bereits in Tipp 1 auf das richtige Papier eingegangen sind, müssen wir natürlich fairerweise auch die richtigen Liner bzw. Stempelkissen näher betrachten. Hier müsst ihr lediglich darauf achten, wasserfeste Produkte zu benutzen. (Achtung, nach eigener Erfahrung steht manchmal "wasserfest" auf Produkten drauf, die aber in der Praxis nicht hundert prozentig wasserfest sind. Das muss man also immer erst mal selbst austesten oder nach Erfahrungsberichten suchen!)
Ich selbst benutze als Liner die Copic Multiliner (auch wenn sie eigentlich für Alkoholmarker ausgelegt sind, funktionieren sie auch super mit Aquarell) und als Stempelkissen das Schwarze von StazOn.
Fazit
Einen riesigen Unterschied zwischen klassischem Aquarellpinsel und Wassertankpinsel sehe ich übrigens (im Kontext dieser Anwendung) nicht. Das ist also tatsächlich eher Geschmackssache, mit welchem Werkzeug man lieber arbeiten möchte. Für kleinere Flächen bevorzuge ich persönlich den Wassertankpinsel und für große Flächen einen klassischen großen Aquarellpinsel, der viel Feuchtigkeit speichern kann.
Dies waren damit also meine Tipps für euch zum Thema Colorieren mit Aquarellstiften. Ich hoffe sie konnten euch weiterhelfen!
Solltet ihr weitere Fragen haben oder vielleicht selbst weitere Tipps und Tricks kennen, lasst sie mir gerne auf Youtube unter dem Video da!
Verwendete Produkte (*):
- Aquarellstifte ZIG Clean Color Real Brush (35er Set Japan-Import: Amazon)
- Aquarellpapier (Kreativbunt)
- Stempelkissen (wasserfest!) StazOn (Amazon | Kreativbunt)
- Wassertankpinsel (Kreativbunt)
- Stempelset "Party Like A Pirate" von "MyFavoriteThings" (Kreativbunt)
- BenQ WiT eReading Lampe (Amazon | BenQ offizielle Webseite)
(*) Affiliate-Links zur Unterstützung des Kanals und/oder Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt (z.B. DesignTeam).
Affiliate bedeutet: Ich bekomme einen kleinen Anteil am Gewinn ausbezahlt, ihr selbst müsst aber nicht mehr für euer Produkt bezahlen.
Achtung: Bitte bemüht euch selbst um einen guten Preisvergleich. Die Links sind nur als Hilfsmittel gedacht, damit ihr euch ein genaueres Bild davon machen könnt, was ihr für das im Video Gezeigte verwenden könntet. Alternativen gibt es eigentlich immer!